Die Rentnergeneration als Spielball der Politik

Es ist ein unglaublicher Skandal, dass es in der langen Zeit des Friedens und Wohlstands, der seit dem Ende des zweiten Weltkriegs herrscht, in Deutschland nicht möglich ist, den Rentnern nach einem langen Arbeitsleben eine Rente ohne Abschläge zu gewähren. Nun soll der Anspruch auf die vollen Rentenbezüge durch den Demographischen Wandel und die leeren Rentenkassen gar erst mit 67 oder 70 Jahren gelten. Hier zeigt sich, dass durch die Abkehr von der kapitalgedeckten Rente, wie sie im Deutschen Reich 1889 zur Einführung vorherrschte, hin zum Umlagesystem, der Rentner vom Anspruchsberechtigten zum Bittsteller degradiert wurde.

„Die Kassen sind leer.“ „Die Leute müssen länger arbeiten.“ „Deutschland kann sich seine Rentner nicht mehr leisten.“ Diese Sprüche hörte man in letzter Zeit zu Hauf. Angeblich überaltert Deutschland und die nachfolgende Generation kann die Versorgungslasten für die zahlenmäßig anwachsende Rentnerschar nicht mehr aufbringen. Daher werden mahnende Stimmen nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Rentner unbedingt länger arbeiten müssen, um das Finanzloch zu kitten und zudem junge Fachkräfte ins Land zu strömen haben, damit die nicht hier geborenen Kinder beziehungsweise Steuerzahler ausgeglichen werden.

Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Es ist eine Schande für unsere „Elite“, mit derart einfachen Rezepten auf Probleme zu antworten, die zum einen hausgemacht und zum anderen schon seit Jahrzenten bekannt sind. Wer beispielsweise will, dass die Leute Kinder bekommen, muss dafür sorgen, dass es finanziell genügt, wenn ein Familienmitglied in die Arbeit geht, um die Familie zu versorgen. Eine völlig irrationale Politik, die die gesunde Familie aus den Augen verloren hat, hat dazu geführt, dass dies vielen Menschen nicht mehr möglich ist. Selbst wenn Kinder gewünscht sind, wird dies oft nicht mehr realisiert, weil es finanziell einfach nicht drin ist. Immer öfters reicht ein Lohn selbst für eine Person nicht mehr zum Leben. Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem kranken Land Abtreibungen in voller Höhe von der Krankenkasse bezahlt werden, während Ehepaare, die sich unbedingt Kinder wünschen, aber aus gesundheitlichen Gründen keine bekommen können, eine künstliche Befruchtung zur Hälfte selbst bezahlen müssen. Hier sind schnell mehrere Tausend Euro fällig. In Zeiten zurückgehender Reallöhne für viele Ehepaare und Lebenspartnerschaften ein unbezahlbarer Luxus.

Die Folgen falscher Politik

Die gleichen Leute, die zugelassen haben, dass der Niedriglohnsektor auf Kosten der regulären Arbeitsplätze massiv ausgebaut wurde und dadurch Kinder zum Luxusgut mutierten, haben heute kein Problem damit, völlig fremde Leute ins Land zu holen, die das Desaster ihrer Politik kaschieren sollen. Die gleichen Leute, die jammern, dass Fachleute fehlen, haben kein Problem damit, dass ausbildungswillige Jugendliche in einer teuren und vielfach nutzlosen Praktikumsstelle geparkt werden. Und wiederum die gleichen Leute, die uns leere Kassen zeigen, haben keine Probleme damit, unsere Schulden massiv zu erhöhen, um kriminell agierende Banken zu retten und unsere Soldaten in sinnlose, teure Einsätze zu schicken. Diesen ganzen Geld-Rauswurf-Irrsinn sollen zum Teil nun durch eine längere Lebensarbeitszeit die Älteren kaschieren, um die angeblich nicht vorhandenen Renten-Beitragszahler und Fachkräfte auszugleichen.

Fakt ist, dass die Ressourcen an Menschen noch viel zu wenig genutzt werden. Starke Jahrgänge drängen derzeit in die Universitäten und Berufsschulen. Verschlimmert wird die Situation durch die vielen Migranten und Kriegsflüchtlinge. Professoren müssen teilweise in Kirchen ausweichen, um ihren Unterricht durchzuführen. Es sind völlig unzureichende Lösungen des Problems erarbeitet worden. Die Universitäten sind personell und finanziell nicht in der Lage, den Ansturm zu bewältigen, während Lehrstellen vielfach unbesetzt bleiben oder gar abgebaut werden, weil die Fähigkeiten der jungen Leute für anspruchsvolle Berufe nicht ausreichen, da in Schulen die Unterrichtsqualität leidet. Die Folge ist die Verschrottung der Möglichkeiten fähiger Leute, der einhergeht mit dem Ruf nach noch mehr Zuwanderung. Reaktionen auf derartige Engpässe müssen anders aussehen.

Richtiges Handeln ist angesagt

Wenn ein Staat Kinder will, die gewillt sind Beiträge zu erwirtschaften, um die alte Generation zu versorgen, muss dieser viele Felder bestellen. Dies ist eine Aufgabe über lange Jahre und bedarf verantwortungsbewusster Politiker, die nicht von Wahl zu Wahl denken und zudem von keiner Lobbyorganisation abhängig sind. Darüber hinaus ist es zwingend notwendig, dass endlich wieder auf Wahrheit fußende Statistiken erstellt werden, um das Übel zu erkennen, wenn sinnhafte politische Entscheidungen zu treffen sind. Was nützt es beispielsweise zu behaupten, dass die ältere Generation immer noch älter wird, während sich dahinter eine große Zahl Pflegebedürftiger verbirgt, die ebenso gewaltig steigt? Hier liegt die Wahrheit verborgen. Nur verhältnismäßig wenige Erwerbspersonen schaffen es überhaupt, gesund das Rentenalter zu erreichen. Bereits weit vor dem gesetzlich festgelegten Rentenzeitpunkt steigt die Zahl der Pflegefälle und Schwerbehinderten deutlich an. Ab dem 65. Lebensjahr nimmt diese Zahl rasant zu.

Ein Gewinn, der in Wahrheit keiner ist

Es kann davon ausgegangen werden, dass ein Mensch, der ein Leben lang körperliche Höchstleistungen verbringen musste, durch die erzwungene Weiterbeschäftigung über Gebühr belastet wird und Pflegefälle in noch größerer Zahl, als sowieso schon, von der Allgemeinheit versorgt werden müssen. Der vermeintliche volkswirtschaftliche Gewinn einer längeren Lebensarbeitszeit würde sich ins Gegenteil verkehren. Die bereits ausufernden Kosten für unser Gesundheitswesen werden wohl komplett aus dem Ruder laufen. Zudem würde die ältere Generation, die trotz aller Einschnitte immer noch zu einem großen Teil eine zahlungskräftige Käuferschicht bildet und dadurch eine zuverlässige Stütze der Inlandskonjunktur ist, durch die längere Lebensarbeitszeit und den beschleunigten körperlichen Verfall als wirtschaftlich schwunggebende Konsumgruppe ausfallen.

Dass Arbeitgeber auf der einen Seite der Rente mit 67 oder gar noch später das Wort reden, auf der anderen Seite sich nicht mehr zur Hälfte an den Krankenkassenbeiträgen beteiligen wollen, obwohl durch die längere Lebensarbeitszeit die Gesundheitskosten steigen werden, zeigt den Zynismus der verantwortlich Agierenden in diversen Chefetagen. Mit Sicherheit ist diese einflussreiche Gruppe jedoch in der Minderheit, da gerade im Mittelstand der Wahnsinn klar erkannt wird. Der Unternehmer Siegfried Huhle, Geschäftsführer der Huhle GmbH, steht exemplarisch für die große Zahl verantwortungsbewusster Arbeitgeber. Lesen Sie hier seinen Kommentar.

Starre Grenzen sind out

Selbstverständlich wird es immer Menschen geben, die bis ins hohe Alter fit sind. Daher sollen diese Menschen auch arbeiten dürfen, solange sie wollen. Der Bezug der vollen Rente ab dem 65. Lebensjahr darf jedoch nicht zur Disposition stehen. Um bis ins hohe Alter arbeiten zu können, ist es nötig, dass die entsprechenden Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Das ist bei weitem nicht der Fall. Traurigerweise werden ältere Mitarbeiter teilweise gar mit psychologischen Mitteln aus dem Unternehmen gedrängt, um Platz für eine billigere, weil jüngere Kraft zu schaffen.

Fakten, die Unwahrheiten offenbaren

Laut Angaben des Bundesarbeitsministeriums arbeiten 40 Prozent der 60- bis 64-Jährigen. Die IG-Metall moniert, dass in diesen Quoten auch Selbstständige und Freiberufler enthalten sind. Laut ihren Angaben läge der tatsächliche Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 64-Jährigen gerade mal bei zehn Prozent.

Zeit, hier mal nach Fakten zu suchen. Ein Blick in die Quellen des Statistischen Bundesamtes belegt, dass im Jahre 2009 exakt 27.487.548 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte registriert waren. Davon waren 1.055.191 Männer und Frauen zwischen 60 und 65 Jahre alt. Dies entspricht einem Anteil an der Gesamtbeschäftigungszahl von vier Prozent. Lediglich 138.233 Personen waren über 65 Jahre alt und noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt, was einer Quote von nur einem Prozent entspricht. Wer hier davon spricht, dass Arbeitsplätze für ältere Arbeitssuchende in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, begeht grobe Wählertäuschung.

Die eigene Vorsorge als Wohlstandsgarant

Wer sein Leben lang gerackert hat, soll wenigstens im Alter einige Jahre bei relativ guter Gesundheit verleben können. Dies wäre problemlos möglich, wenn jeder seinen eigenen Renten-Kapitalstock ansparen könnte, der ihm dies ermöglicht. Jeder kann dann selbst entscheiden, wann er in Rente geht und wie er diese verleben möchte. Im Gegensatz dazu verführt das Umverteilungssystem der jetzigen Rentenversicherung, Wohltaten für Menschen zu gewähren, die nie in das System einbezahlt haben. Aktive Beitragszahler werden um ihre Beiträge betrogen und zudem als Bittsteller behandelt, die lediglich auf den Fleiß der nachfolgenden Generation hoffen dürfen. Mit einem eigenen, über Jahrzehnte angesparten Kapitalstock wäre dies völlig anders.

Wer beispielsweise 1990 geboren ist und 2010 mit Beginn der Lehre in das System einbezahlt hätte, hat mit 65 Jahren etwa 471.000 Euro auf dem Konto angespart, von dem er fürstlich leben könnte. Der Rechnung liegen folgende Annahmen zugrunde: Monatliche Einzahlungssumme: 400 Euro (die Hälfte trägt der Arbeitgeber); jährliche Verzinsung des Einzahlungsbetrages: 2,5 Prozent; jährliche Steigerung des Einzahlungsbetrags: 1 Prozent. Wird nun der unwahrscheinliche Fall angenommen, dass diese Person 100 Jahre alt wird, stünde bei Nutzung eines Entnahmeplans monatlich ein Betrag von 1533 Euro als Rente zur Verfügung, bis das Kapitalvermögen aufgezehrt sein wird. Wenn eine realistische Lebenserwartung von circa 80 Jahren zugrunde gelegt wird, kann sogar über eine monatliche Rente von circa 3000 Euro verfügt werden. In diesen Beispielen ist bereits die Versteuerung des Vermögens berücksichtigt. Die Rente ist selbst unter Zugrundelegung eines biblischen Alters somit wesentlich höher, als die durchschnittliche Rente eines Mannes beim Umlageverfahren, die im Jahre 2006 etwa 1076 Euro betrug.

Wer längere Schulzeiten zurückzulegen hat und deshalb nur etwa auf 35 Beitragsjahre kommt, kann durch eine Erhöhung der monatlichen Einzahlungen auf 650 Euro mit einer Endsumme von circa 497.000 Euro ebenfalls optimal vorsorgen. Diese Summe dürfte nach einem abgeschlossenen Studium kein Problem darstellen, zumal ja zur Hälfte der Arbeitgeber die Beiträge trägt. Für alle anderen, die nicht in der Lage sind, solche Summen jeden Monat aufzubringen, weil ihr berufliches Einkommen das nicht möglich macht, muss der Staat eben „aufstocken“. Dies macht er schließlich momentan auch im Fall völlig unzureichender Löhne. Daher ist es unumgänglich, dass die Zeit des Lohndumpings, gerade von Zeitarbeitsunternehmen, endlich zu Ende geht.

Durch das eigene Rentenvermögen wird man von den Launen der Politik unabhängig und kann im Alter einen hohen Lebensstandart beibehalten. Schlussendlich wären auch die Erben im Vorteil, da diese die nicht verbrauchte Rente erben würden. Die Politik wäre außen vor und könnte, außer über die Erbschaftsteuer, nicht darauf zugreifen. Somit wäre endlich Schluss mit dem Griff in die Rentenkasse für politische Wohltaten.

Vom Bittsteller zum Kunden

Der weitere positive Effekt wäre, dass auch die Pflegeeinrichtungen sich ändern würden. Wer nicht als Bittsteller, sondern als Kunde auftreten könnte, der dank seines Vermögens jederzeit die Einrichtung wechseln kann, wenn er nicht zufrieden ist, würde wohl für den Pflegesektor weit mehr Positives bewirken, als jedes noch so umfangreich zu Papier gebrachte Qualitätsmanagement-Zertifikat, das in vielen Fällen nur den Eingangsbereich ziert, aber mangels ausreichendem Fachpersonal nicht gelebt werden kann. Qualifizierte, engagierte Pflegekräfte würden darüber hinaus endlich den ihnen leistungsgerecht zustehenden Lohn verdienen und die Berufsgruppe müsste sich zudem keine Nachwuchssorgen mehr machen.

Daher sollten verantwortungsbewusste Politiker und Parteien für einen Systemumbau eintreten. Nur das System der eigenen Vorsorge kann langfristig den Kollaps der Rentenversicherung verhindern. Dies wird sicher einen Zeitraum von mehreren Jahrzenten in Anspruch nehmen, um den Umbau sozialverträglich zu gestalten. Anfangs sind steuerliche Zuschüsse in das System nötig, um die Zahl der wegbrechenden Umlagesystem-Beitragszahler auszugleichen. Für eine Nation, die mit Unsummen Banken und die Volkswirtschaften fremder europäischer Länder rettet, dürfte dies ein leicht lösbares Problem darstellen.